Rede zum Antrag: VFX-Branche in Berlin stärken

Rede in der Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses vom 20.02.2020 zum Antrag: VFX-Branche in Berlin stärken – DS 18/2479 und 18/2503

Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Anwesende! Heute steht Berlin im Fokus der Filmwelt. Die 70. Ausgabe der Berlinale beginnt in wenigen Stunden. Hunderttau-sende begeisterter Cineasten werden das größte Publikumsfestival der Welt besuchen. Auf dem europäischen Filmmarkt, keine 100 Meter von hier, werden ganze Kontinente mit Content versorgt. Unser Abgeordnetenhaus wird am Wochenende Geburtsstätte zahlloser Filmfinanzierungen.

Berlin ist Filmmetropole, das ganze Jahr, seit über 100 Jahren. Auch dieses Jahr werden wieder über 5000 Drehtage realisiert. Die ganze Welt kennt Berlin aus Filmen. Film ist Teil der Berliner Identität. Film ist wichtiger Wirtschaftsfaktor. Tausende Berlinerinnen und Berliner leben vom Film. In der Berliner Filmwirtschaft herrscht Vollbeschäftigung.

Film ist technologischer Vorreiter. Kaum eine Branche ist so digital. Um Illusionen und Träume realistisch wirken zu lassen, werden schon immer alle Techniken und Tricks eingesetzt, die es gibt. Viele wurden extra für den Film erfunden und weiterentwickelt. Das ist heute genauso wie vor 100 Jahren, nur dass es damals noch keine Computer gab. Die ersten Studios waren Glashäuser, und es wurde mit Sonnenlicht gedreht. Heute können wir mit computergenerierten Bildern auf der Sonne drehen.

Wurden Rechner anfangs nur für vereinzelte Spezialeffekte genutzt, sogenannte Visual Effects, kurz VFX, so werden heute immer mehr Teile der Filmproduktion digital erzeugt, immer mehr Filme werden mittlerweile komplett virtuell produziert. Virtuelle Produktionen oder Virtual Production ist heute klassischer Filmproduktion gleichzusetzen.Wenn Sie sich „Babylon Berlin“ anschauen, können sie nicht mehr unterscheiden, welche Menschen lebendig und welche digital sind. Wenn Sie „König der Löwen“ schauen, werden sie nicht glauben, dass alles, alle Tiere, aus dem Computer stammen.

Aus dem ehemaligen Spezialgebiet der digitalen Effekte ist heute ein fester Bestandteil regulärer Film- und Serienproduktionen geworden, in der die VFX-Supervisor die Rolle der Regie einnehmen und die VFX-Producer wie Produzenten agieren. Altes und Neues verschmilzt inrasantem Tempo. Berlin ist mittendrin. In Berlin werden heute nicht mehr nur das Brandenburger Tor und die Oberbaumbrücke abgefilmt, in Berlin entstehen ganze Welten, von „Jim Knopf“ bis zu den „Avengers“.

Aber die Herausforderungen sind auch global. Hierkommen wir ins Spiel. Abgeordnete können keine Filme drehen oder finanzieren. Aber Abgeordnete können Chancen für ihr Land erkennen und dafür sorgen, dass faire Rahmenbedingungen für ihre Schlüsselbranchen herrschen.

Der VFX-Antrag mag unscheinbar wirken, aber er sichert einer ganzen Branche eine Zukunft für Berlin. TOP 45 hat für die Grünen Priorität, weil Virtual Production für die reale Filmwirtschaft Priorität hat. Wenn wir heute gemeinsam diesen Antrag beschließen, dann schaffen wir Augenhöhe zu Produktionsbedingungen in Bayern und Baden-Württemberg, und wir kompensieren Wettbewerbsvorteile von Riga bis London. Jeder Euro, der hier investiert wird, bringt mindestens fünf Euro Umsatz nach Berlin. Wir sichern zukunftssichere Arbeitsplätze, halten innovative Firmen in der Stadt, schaffen Digitalkompetenz und kulturelles Erbe. Daher bitte ich Sie alle, stimmen Sie unserem Fünf-Fraktionen-Antrag zu. Helfen Sie uns, Berlins Filmwirtschaft auch für die nächsten 100 Jahre fit zu machen.

Bevor ich das Pult jetzt meinen Kolleginnen und Kollegen überlasse, lassen Sie mich noch eine Herzensangelegenheit loswerden. Die Arbeit an diesem Projekt war das Konstruktivste, Kooperativste und Produktivste,was ich bisher in diesem Haus erleben durfte, egal ob Arbeitsebene, Referentinnen, Senatskanzlei oder Wirtschaftsverwaltung, Medienboard oder Experten, alle, wirklich alle haben zusammen für etwas gekämpft, von dem wir überzeugt sind, für die Zukunft unserer Stadt.

Ganz besonders zu verdanken ist der Erfolg den medienpolitischen Sprecherinnen und Sprechern Karin Halsch von der SPD, Anne Helm von der Linken, Christian Goiny von der CDU und Stefan Förster von der FDP. Zu-sammen und mit dem Vertrauen unserer Fraktionen haben wir heute einen wichtigen Schritt für die Filmwirtschaft in Berlin getan. –Danke!


Auszug aus Plenarprotokoll 18/54, S. 6523f

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